Ich nehme mich nicht sonderlich wichtig und erwarte auch nicht, dass all meine Freunde den "Fug", den ich hier schreibe, lesen, aber es ist wieder einer dieser Abende hier in Heraklion, wie ich sie aus Bonn nie kannte und die mich hier 5mal die Woche begleiten. Ich sitze den ganzen Tag zu Hause, lerne etwas, skype zu viel und habe abends nichts zu tun. Es ist nicht so, als gäbe es nicht gerade irgendeine tolle Erasmusparty, aber das liegt mir nicht, und klar, ein paar Freunde habe ich hier auch, die ich zu einem Bier ermuntern könnte, aber mag ich doch keine 5€ dafür ausgeben. Und was würde ich gerade in Bonn tun? Wahrscheinlich arbeiten, im Labor hängen, auf meinem Pferd sitzen, von einem Termin zum nächsten eilen und mitten in der Nacht dann bei meinem Freund aufschlagen um mir dann doch noch etwas Nähe und Ruhe bei ihm zu stehlen und auf der Fahrt dorthin mit allen Freundinnen telefonieren, die mal wieder etwas kurz gekommen sind in der letzten Zeit.
Obwohl ich schon über zwei Monate hier bin, fehlt mir dieses Leben, dieser Stress. Warum nur? Klar, das Pferd fehlt, der Freund wird vermisst. Aber das ist es nicht, es ist alles, das gesamte Konstrukt nach dem ich mich sehne. Auch wenn das wenig Schlaf und viel "Rumrennerei" ist. Irgendwie ist meine Uhr darauf programmiert. Hier, wo ich keine festen Termine habe, wo ich das Leben mal genießen könnte, komme ich zu nichts. Merkwürdigerweise vergehen hier meine Tage und ich habe dieses Gefühl, nichts geleistet zu haben. Aber was muss man schon immer leisten...
Klar, ich unternehme auch einiges, schaue mir die Insel an, war am Wochenende wandern, will nach Athen und Santorini und Mykonos. Jedoch dieser Urlaub-pur fällt mir schwer.
Morgen geht es nun zurück. Ich freue mich! Auf liebe Menschen, die mir die Treue gehalten haben, aufs Stadion, auf den Dicken (das Pferd) und auf Spargel!! Wahnsinn, was man für Seiten und Leidenschaften an sich entdeckt, wenn man in die Ferne reist. Dass man dunkles Brot vermisst, ist ja praktisch ein Muss und jedem Reisenden bekannt, aber Spargel? Kölsch? Knackige Äpfel? Nun ja, so sieht es aus.
Ich frage mich gerade, wie lange ich gebraucht habe, um mich in Bonn wirklich heimisch zu fühlen, Leipzig nicht mehr so zu vermissen. Es waren sicherlich 2 Jahre!! Ach du Schreck. So lange bin ich nicht mehr hier... :D