Ich auf einer Hippie-Reunion? Nackte Leute? Freie Liebe? Lange Haare? Am Strand schlafen? ICH??? Bloß nicht, hätte ich vor einer Woche geantwortet. Aber was soll man tun. Heraklion war am Wochenende wie ausgestorben und wahrlich ALLE meine Freunde und Bekannten hier zog es nach Matala. Dort in einer kleinen Bucht lebten in den 60er und 70er Jahren Hippies in Höhlen am Strand. Und letztes Wochenende gab es dort ein Festival. Die "Höhlenbewohner" von damals luden die ganze Welt dazu ein, mit ihnen ein Revival zu feiern.
das Plakat stammt von www.radio-kreta.de |
Nachdem die Party und der Raki des Freitagabends irgendwie ausgeschlafen waren, entschieden wir uns recht spontan und uns Samstag Mittag auf den Weg nach Matala zu machen. Auf der Suche nach einem Mietwagen, den es fast nicht mehr gab, trafen wir noch weitere Freunde und machten uns zu acht mit zwei Autos auf den Weg. Ich wurde leicht belächelt mit meiner riesigen Lidltasche, die ungefähr alles enthielt, Bücher, Sonnencreme, 2 Bikinis, Handtuch, Decke, Pullover nur keine lange Hose. Und endlich angekommen, waren wir erst einmal sichtlich überrascht. Parkeinweiser? Das habe ich auf Kreta noch nie gesehen. Es schien alles echt geordnet zu verlaufen. Es gab Programmzettel, Rotes Kreuz und Zuckerwatte - was war hier los? Die Lösung liegt nahe. Die DEUTSCHEN Hippies von damals haben das ganze organisiert. Das wurde uns spätestens dann klar, als uns bei der Eröffnungsrede ein "zenk ju weri matsch for jor komming. we arr all ze frents of matala." entgegenflog. Ein deutscher Organisator. Aus irgendwelchen Gründen beruhigte mich das.
Zuckerwatte - unglaublich!! |
Flower Power Bus |
Ich hatte auch mehr Leute erwartet, gedacht, man könnte am Strand kaum gehen, geschweige denn einen Platz zum sitzen finden, aber dass das nicht so war, war ja umso besser.
Wir fanden ein hübsches Plätzchen unter ein paar Bäumen, aßen "traditionelles" Souvlaki Pita, besorgten uns einen Biervorrat im Supermarkt am Strand, der nichtmal den halben Abend reichen sollte und dann ab vor die Bühne. Die Livemusik war gut, nur zu kurz (bis 3Uhr, glaube ich). Wir trafen viele andere Studenten aus Heraklion, hatten Spaß, feierten, tanzten und ein paar "echte" Hippies haben wir auch gesehen. :-)
Bühne. Im Hintergrund die Höhlen. |
PEACE |
Einzig nachts wurde es echt kalt. Insbesondere, wenn man, so wie ich, nur ein Sommerkleidchen mithatte. Aber eng aneinander gekuschelt hinter den Bäumen windgeschützt, konnte man dann doch irgendwie schlafen. Den zweiten Tag verbrachten wir am Strand, so als wäre es ein normaler Sonntag Nachmittag irgendwo auf Kreta, abgesehen von der Tatsache, das eine Bühne am Strand herum stand.
Sonntag Nachmittag - lustige Hippietänze |
Von freier Liebe und nackten Leute habe ich nichts gesehen. Trotzdem habe ich mir versucht vorzustellen, wie das so war, in Matala in einer Höhle zu leben. So richtig frei, ganz ohne Pflichten, direkt am Meer, jeden Abend Gyros-Pita, irgendeiner macht Musik und alle stimmen ein... Klingt gar nicht so schlecht.
Spätestens unter der Dusche zurück in Heraklion verwarf ich jedoch die Idee, ich hätte Hippie sein können.
Alles in allem war es ein lustiges Wochenende, was mir gezeigt hat, wie viele tolle Leute ich hier schon kennengelernt habe, dass ich gerade auf einer Mittelmeerinsel direkt am Meer lebe und dass ich die letzten Wochen hier noch richtig genießen werde.
Zenk ju for jor ättenschonn!
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